Auch in der Weinszene gibt es Trends – manche bleiben, manche aber gehen genau so schnell wie sie gekommen sind. Aktuell voll im Trend: Naturweine. Aber ist das ein Trend der langfristig bleiben wird? Was sind die Vorteile von Naturweinen? Warum werden sie gehyped? Und was sind Naturweine überhaupt? Diesen Fragen versuchen wir in diesem Blog Artikel auf den Grund zu gehen.
Alles auf Start: Was sind Naturweine?
Naturweine sind erst einmal Weine – genau wie bei „normalen Weinen“ werden hier die Trauben gelesen, gepresst, vergärt, ausgebaut und abgefüllt.
So weit so gut – der entscheidende Unterschied ist, dass „normale Weine“ vor oder während dem Abfüllen mit einer gewissen Menge an Schwefel versetzt werden (daher auch die Anmerkungen auf den Etiketten >enthält Sulfite<). Dies wird gemacht, damit der Wein länger haltbar und lagerfähiger gemacht wird, indem der Schwefel eine weitere Gärung und Oxidation des Weins verhindert.
Jetzt denkt ihr, aha in Naturweinen ist also kein Schwefel hinzugesetzt. Jein – denn auch bei Naturweinen darf Schwefel hinzugesetzt werden, nur eben nicht so viel. „Normale Weine“ sind oft mit über 30g (bei Rotweinen) und über 40g (bei Weißweinen) Schwefel zugesetzt – Naturweine versuchen diesen Wert weit zu unterschreiten.
Übrigens, Schwefel klingt zwar super chemisch und ungesund – ist es aber nicht. Schwefel ist in diesen Mengen absolut nicht schädlich für den Körper.
Aber nicht nur auf den Zusatz von Schwefel wird weitestgehend verzichtet, auch auf weitere Zusätze, Schönungsmittel und Filtrationsmethoden. Diese machen gewissermaßen mit einem Wein das, was man bei Naturweinen vermeiden möchte: Sie machen ihn klarer, bekömmlicher/frischer, sozusagen „schöner“ für den Konsumenten. Man verändert den Wein, sodass er der breiten Masse gefällt. Und Naturweine wollen anecken, pur sein, mit der Devise so natürlich wie möglich zu bleiben.
Naturweine sind in der Regel trüb, da sie nicht filtriert werden. Zudem haben Naturweine oft einen „hefigen“ Geschmack, da Naturweine oft bis kurz vor dem Abfüllen auf der Hefe – der Mutter des Weins – bleiben und durch die fehlende Filtration nicht aus dem Weinen herausgeklärt werden. Diese Hefe setzt sich oft bei Naturweinen unten an in der Flasche ab, ist dennoch sehr wichtig, da sie den Job des Schwefels übernehmen muss und den Wein länger haltbar und dadurch auch lagerfähig macht. Durch diese Resthefe im Wein hat man sogar manchmal das Gefühl, Naturweine schmecken ein wenig wie Apfel – Wein – etwas saurer, bitterer, rassiger, komplexer – und ursprünglicher.
Naturwein ist gleich Naturwein – richtig?
Von der gesetzlichen Norm her ist also festgeschrieben, dass Weine sich Naturweine nennen dürfen, sobald sie einen gewissen Schwefelwert unterschreiten.
Aber aufgepasst – hier haben wir ganz schnell das „Bio-Gurke in der Plastikverpackung“-Prinzip. Jeder Winzer / jeder Produzent kann seine Weine als Naturweine deklarieren, weil er den Schwefel weglässt, um damit die aktuellen Trends zu bedienen.
Aber Naturwein ist nicht gleich Naturwein. Für manche Winzer ist das Herstellen von Naturweinen auch eine Arbeits- und Lebensphilosphie. Wie zum Beispiel bei den Winzern Bianka & Daniel Schmitt, beide betreiben ein reines Natur-Weingut und sind der Meinung „Die Philosophie des Natürlichens sollte in allen Prozessen der Weinproduktion vertreten sein. Vom nachhaltigen Anbau, ökologischer Pflege der Reben über die Handlese bis hin zu dem Vertrieb des Weins – ein biodynamischer Kreislauf gehört ebenso dazu, wie den Wein ungeschönt zu produzieren.“
Bilder: Natur-Weingut Bianka & Daniel Schmitt
Hier ist natürlich der Konsument gefragt, worauf er wert legt – auf den reinen Geschmack des Weins oder eben auch, wie dieser Wein produziert wurde (Auch wenn beides natürlich mit einhergeht). Hier empfiehlt es sich übrigens immer, das Weingut auf dem Etikett kurz mal zu Googlen – meist findet man alle wichtigen Infos innerhalb von ein paar Sekunden.
Red Flag Nr.1: Der Wein ist nicht von einem Weingut, sondern von einem Großproduzenten.
Red Flag Nr. 2 (bei Naturwein): Der Winzer arbeitet nicht ökologisch oder fair – oder macht keine anderen umweltschonenden Methoden, unterstützt keine umweltschützenden Projekte etc.
Auch hier ganz wichtig: Bio bedeutet den Verzicht auf Pestizide und noch lange keinen nachhaltigen Anbau – daher muss man hier über den Tellerrand hinaus schauen – Was macht der Winzer alles um im Einklang mit der Natur zu arbeiten?
Die Vor- und Nachteile von Naturweinen
Naturwein bedeutet nicht gleich bio, bio-dynamisch oder nachhaltig. Bei manchen Produzenten reicht die Menge an Schwefel aus, um den Wein als Naturwein zu deklarieren.
Andere Produzenten jedoch legen Wert auf den kompletten Prozess, der so natürlich und nachhaltig wie möglich gehalten soll. Dort ist der Begriff „Naturwein“ nicht nur der Name für einen ungeschwefelten Wein – sondern eine komplette Lebensphilosophie. Das ist fast der größte Vorteil an Naturweinen, wenn sie eben so produziert werden.
Der Geschmack ist Ansichtssache – manche lieben diesen ursprünglichen, hefigen Geschmack – andere können wenig damit anfangen. Hier entscheidet jeder für sich selbst ob Vorteil oder Nachteil. Aber lasst euch gesagt sein – der Wein schmeckt eben genau so, wie er eben schmecken wollte. Einfach pur und ungeschönt – oder auf Instagram-Sprache: Hashtag No Filter 😉
Kurzer Hype – oder langfristiger Trend?
Da Naturweine mit der Zeit gehen und dem Wunsch der Menschen entspricht, sich auf das Ursprüngliche zu besinnen und im Einklang mit der Natur zu leben, könnte der Hype um Naturweine noch eine ganze Weile anhalten.
Die breite Masse wird sicherlich weiterhin eher bei den traditionellen Weinen bleiben, da die Hefe in den Naturweinen doch sehr das Handwerk des Winzers und den Geschmack der Traube übertüncht und manchmal den Weinen auch eine gewisse „Frische“ raubt.
Aber für ab und zu mal die verrückte Weinschiene auszuprobieren, werden Naturweine weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben.
In unserem Shop haben wir übrigens aktuell 5 Naturweine, die – man kann es nicht anders sagen – einfach geil sind. Sie heben sich von der Masse ab, schmecken einfach ganz anders, als man es von “normalen Weinen” gewohnt ist – aber super lecker und interessant.
Unsere Favorites: Sexy MF von Katharina Wechsler und Frei.Körper.Kultur von Bianka&Daniel Schmitt. Wenn ihr also neugierig geworden seid, dann probiert diese 2 unbedingt aus und lasst euch überraschen.
In diesem Sinne, Santé!
Eure Steffi von Le Kork
Frei.Körper.Kultur Naturwein
Bei diesem Naturwein Cuvée möchte die Seele am liebsten nackt in den See hüpfen, vor Freude vor diesem wahren Geschmack von Freiheit und Leichtigkeit dieses Naturweins. Trotz seiner Andersartigkeit unglaublich easy going.
Zum Wein