J.G. Orb – Rheinhessen
Die Brüder Jan und Jens betreiben das Weingut J.G. Orb in Westhofen, Rheinhessen, bereits in der 17. Generation. Inspiriert von ihrer Zeit in den Ausbildungsbetrieben Klaus-Peter Keller in Flörsheim-Dalsheim und Gerhard und Michael Gutzler in Gundersheim arbeiteten die beiden Brüder auf Weingütern in Österreich, Kalifornien, Neuseeland und Südafrika. Ab 2015 begannen Jan und Jens nach ihrem Studium in Neustadt, Wien und Geisenheim mit dem systematischen Umbau des bis dahin rein konventionell aufgebauten elterlichen Weinguts. Die Brüder sahen großen Potenzial in den alten Weinbergen, die bereits ihr Großvater Julias angepflanzt hatte, der über Jahrzehnte hinweg die Weinberge in den renommierten Westhofener Lagen beobachtet und sich auf diese Weise systematisch die bestmöglichen Parzellen gesichert hat.
Bestärkt durch ihre Erfahrungen in anderen Ländern, entschieden sich die Brüder bei dem Umbau des Weinguts dabei, den Klimawandel in ihre Bewirtschaftung zu integrieren. Die Rebsorten Chardonnay und Sauvignon Blanc werden neu angepflanzt, des Weiteren ist die Anpflanzung von Rebsorten wie Tannat und Cabernet Franc geplant, da diese besser mit Hitze und fehlenden Niederschlägen umgehen können. Gleichzeitig ist es den Brüdern ein Anliegen, auch die alten Reben mit ihren tiefen Wurzeln, die unersetzbar für die Ausdruckskraft großer Weine sind, zu erhalten. Die alten Weinberge werden folglich behutsam hergerichtet, die Trauben werden mit der Hand gelesen und schonend verarbeitet, um die kostbare Lebenszeit der alten Reben weiterzuführen.
Ein weiterer Aspekt bei dem Umbau des Weinguts J.G. Orb ist der jahrelange Aufbau eines neuen Bodenlebens mit einer lebendigen Humusschicht, Befestigung des Hangs durch anderweitige Bepflanzung, die Verabschiedung von Herbiziden und Insektiziden und die Ansiedlung von Wildbienen und weiteren Tieren durch die neue Bepflanzung. Die Wertschätzung der Brüder für die alten Reben zeigt sich auch in ihrer ältesten Parzelle, ein etwa 50 Jahre alter Silvaner, der den Brüdern besonders am Herzen liegt. Die Trauben schmecken aufgrund des besonderen, lehmigen und tiefgründigen Untergrundes, außergewöhnlich lecker. Die erste Idee für diese Rebe ist ein Sekt, der ab etwa 2025 degorgiert wird, die zweite Idee ist ein Naturwein, der Silvy van Air.
Der neue Ansatz der Brüder endet nicht mit der Umstellung der Weinberge, sondern setzt sich auch bei der Ausstattung der Flaschen fort, welche eine Referenz zur Geschichte des Weinguts aufbaut. Hierfür orientiert sich das neue Etikett am Design der Flaschen, die von 1920 erhalten geblieben sind. Auch der Stern auf dem Korken hat eine Bedeutung: Er diente, aufgestempelt auf der “unschöneren” Seite des Korks, als Hilfe bei der Verkorkung der Flasche, als jede Flasche von Hand mit einem Korken verschlossen wurde. Mit der Ausrichtung des Sterns nach oben, zeigte die “bessere” Seite auf diese Weise automatisch nach unten zu dem Wein, um weniger Korkgeschmack und eine bessere Dichtigkeit zu erzeugen.
2019 markierte den vollen Einstieg der Brüder in das Weingut. In Anlehnung an ihren Namen “O R B” haben die Brüder eine eigene Qualitätspyramide festgelegt, um den Wert der Westhofener Weinberge hervorzustellen. Während im “Ort” Segment leichte, trinkfreudige Cuveés zu finden sind, stehen im “Reben” Segment die einzelnen Rebsorten und ihr jeweiliger Charakter im Fokus. Das “Boden” Segment mit sehr konzentrierten, würzig-mineralischen Weinen, die erst nach über 12 Monaten Hefelager abgefüllt werden und aus der Kombination von ausgewählten Bodenarten, besonderer Lage und alten Reben entstehen, bilden die Spitze der Pyramide.